Pressemitteilung vom 16.4.2024
Gesundheitskioske lotsen durchs System
Gesundheitskioske sind im neuen Entwurf des „Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes“ nicht mehr vorgesehen. Die zwei Essener Gesundheitskioske in Altenessen und Katernberg erfüllen eine wichtige Lotsenfunktion und ermöglichen den gleichberechtigten Zugang zum Gesundheitssystem für alle.
Essen, den 16.4.2024 – In Essen arbeiten die Gesundheitskioske erfolgreich und erfüllen eine Lotsenfunktion durch das Gesundheitssystem, ohne eine Doppelstruktur aufzubauen. Die Gesundheit für Essen gGmbH schließt sich daher der Forderung des Deutschen Caritasverbands und der AOK Rheinland/Hamburg an, dass nicht an den falschen Stellen gespart werden darf – Gesundheitskioske können eine große Lücke in der medizinischen Versorgung schließen und sind eine sinnvolle Ergänzung.
„Die von Gesundheitsminister Lauterbach geplante Ausweitung der Gesundheitskioske steht vor dem Aus. Im Entwurf des ‚Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz‘ stehen sie nicht mehr drin. Diese Entscheidung können wir nicht nachvollziehen. In Essen zeigen wir, wie wichtig die Kioske dafür sind, dass auch Menschen in benachteiligten Lebenslagen einen gleichberechtigten Zugang zum Gesundheitssystem erhalten und Gesundheitskompetenz aufbauen können“, so Prof. Dr. Björn Enno Hermans, Caritasdirektor in Essen und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Betreibergesellschaft Gesundheit für Essen gGmbH.
„Die Essener Gesundheitskioske in Altenessen und Katernberg bestehen seit 2022. Wir haben das Glück, dass in Essen die Finanzierung durch die Stadt Essen und die Krankenkassen jeweils zur Hälfte gestemmt wird. Diese Aufteilung halten wir für sinnvoll und richtig, denn die Themen, die im Gesundheitskiosk behandelt werden, betreffen nicht nur die Krankenkassen, sondern auch die Daseinsfürsorge in der Stadt“, so Andreas Bierod, Geschäftsführer der Gesundheit für Essen gGmbH, „wir kämen mit der in einer früheren Version des ‚Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz‘ genannten Summe von 400.000 Euro im Jahr hin, wenn die erbrachten Leistungen umsatzsteuerfrei werden. Diese Investitionen lohnen sich, weil Menschen, die über eine bessere Gesundheitskompetenz verfügen, das Gesundheitssystem insgesamt weniger kosten. Sie werden schneller gesund oder gar nicht erst schwer krank.“
„Wir haben in Essen keine Doppelstruktur, sondern die Gesundheitskioske fungieren als Lotsen durch das Gesundheitssystem. Sie ergänzen und vernetzen das bestehende Angebot und unterstützen so die Arbeit der niedergelassenen Ärzte“, erläutert Dr. Tobias Ohde, Sprecher des Ärztenetzwerks Essen Nord-West.
Beraten statt behandeln im Gesundheitskiosk
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitskioske lotsen Menschen durch das Gesundheitssystem, die sich durch unterschiedliche Hürden, wie unter anderem Sprachbarrieren oder mangelndes Verständnis der Strukturen, nicht alleine zurechtfinden können.
Die Gesundheitskioske fungieren dabei als Schnittstelle zwischen Arztpraxis und dem privaten Umfeld beziehungsweise zwischen Krankenhaus und Reha-Maßnahme: Hier werden offene Fragen geklärt, das weitere Vorgehen besprochen, Anträge ausgefüllt oder auch ergänzend beispielsweise zu einer Diabetes-Behandlung Ernährungsberatungen in Anspruch genommen sowie Informationen zu Sportkursen in der Nähe verteilt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Essener Gesundheitskioske sprechen mehrere Sprachen und können so Sprachbarrieren umgehen.
Neben den Beratungen vor Ort im Gesundheitskiosk, gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Wochenmärkte, Veranstaltungen, zu Stadtteiltreffs, in Moscheen oder in Schulen und Kindertagestätten. Die Menschen werden dabei zielgruppengerecht und kultursensibel angesprochen.
In Essen werden viele Menschen erreicht
Jedes Quartal melden sich rund 200 Neukundinnen und -kunden zu Beratungen in den Essener Gesundheitskiosken. Über 1.200 Kunden konnten in zwei Jahren unterstützt werden. Hinzu kommen außerdem die Menschen, die bei Vorträgen, Schulungen, Veranstaltungen und externen Sprechstunden erreicht wurden.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitskiosks sind neben Veranstaltungen und Vorträgen beispielsweise wöchentlich mit einer externen Sprechstunde in einer Gesamtschule und in zwei Essener Kindertagesstätten. Dort erreichen sie Jugendliche, sowie Kinder und deren Eltern. Bei jeder externen Sprechstunde in der Essener Schule lassen sich 15 bis 20 Jugendliche mit Fragen vor allem zu Ernährung und Gesundheit beraten. Dies zeigt den hohen Bedarf an niederschwelligen aufsuchenden Angeboten.
Themen in den Beratungen
Am häufigsten werden in Essen Beratungen zu Demenz und Schlaganfall nachgefragt. Hier kommen vor allem Angehörige in den Gesundheitskiosk, die Fragen haben, was die Diagnose bedeutet, welche Möglichkeiten der Unterstützung es gibt oder wie es nach der Diagnose weitergeht.
An zweiter Stelle stehen Fragen zur Pädiatrie. Eltern kommen ebenso in die Essener Gesundheitskioske wie Jugendliche mit ihren Fragen zu Krankheiten, Ernährung oder Sport. Die Zunahme der Anfragen in diesem Bereich im letzten Jahr zeigt, dass die aufsuchende Arbeit funktioniert und die Zielgruppen erreicht werden.
An dritter Stelle stehen Fragen zum Gesundheitssystem allgemein, zu Krankenkassen, Behörden und Pflege sowie zu Vorsorgevollmachen oder Reha-Leistungen.
Zum Hintergrund
Aufgebaut wurde der Gesundheitskiosk auf Initiative unter anderem des Netzwerkes Gesundheitskiosk und der Essener Caritas; finanziert wird er je hälftig durch die Stadt Essen und die AOK Rheinland/Hamburg. Betreiber ist die Gesundheit für Essen gGmbH, eine Managementgesellschaft, die für den Betrieb der Essener Gesundheitskioske gegründet wurde. Gesellschafter der Gesundheit für Essen gGmbH sind die Caritas-SkF-Essen gGmbH, das Sport- und Gesundheitszentrum Altenessen e.V. sowie das Ärztenetz Essen Nord-West e.V. – ein Zusammenschluss von niedergelassenen Ärzten in Essen.
Pressekontakt
Gesundheit für Essen gGmbH
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